Samstag, 22. November 2014

Abschlussbericht


So meine Lieben, es kommt doch noch ein Beitrag. Für meine Entsendeorganisation ijgd habe ich einen abschließenden Erfahrungsbericht verfasst, in dem ich versuche meine Entscheidung wegzugehen, meine Zeit in Kenia und meine resultierenden Denkanstöße zusammenzufassen. Genau diesen Text könnt ihr hier nun lesen. :)

Kenya 2013/14

Schule, Abitur und was dann? Die Frage beschäftigt wohl jeden in seinen letzten Schuljahren. Für mich kam es nicht in Frage, direkt mit dem Studium anzufangen. Abgesehen davon, dass ich noch keine genauen Vorstellungen davon hatte, was es denn nun für ein Studium sein sollte, verspürte ich diese Unruhe in mir. Eine Unruhe, die danach schrie allem Bekannten, allen Schubladen, jedem Alltag zu entkommen und den Kopf frei zu bekommen.
Man könnte es beschreiben als die altgewohnte „Suche nach sich selbst“. Ich würde es aber eher als einen Augenblick des Innehaltens beschreiben.
Fern von allem: durchatmen, die ganze Welt auf den Kopf stellen, sich selbst einmal ordentlich durchrütteln und sehen, was ich eigentlich wirklich nicht kann und was vielleicht doch. Mich erleben, an einem Ort, an dem ich mich selber noch nicht kenne. Mehr oder weniger also ein Trip, den ich für mich getan habe. Auch wenn bei der ersten Entscheidung, in ein Entwicklungsland zu gehen, das „Helfer“-Klischee durchaus eine entscheidende Rolle spielte.
Einmal mit weniger Luxus leben, Armut sehen, Selbstverständliches zu schätzen lernen und mir selbst beweisen, dass ich nicht nur rede und rede, sondern auch für meine Überzeugungen der Hilfsbereitschaft selber eintreten kann. Soweit die von mir ausgemalte Theorie. Nun bekam ich doch wirklich eine Zusage für Kenia. Nachdem ich meinen Auslandswunsch schon seit einem Jahr, während der Entscheidungs- und Bewerbungsphase, stur gegen alles und jeden verteidigt hatte, wurde es ernst und all meine großen Worte verflüchtigten sich in eine leichte Panik. Kann ich das? Will ich das? Ich schreibe nun diesen Bericht, also ja, ich habe die Zähne zusammengebissen und zugesagt. Mit jeder anderen Entscheidung hätte ich mich von mir selbst verraten gefühlt. Nachdem ich zugesagt hatte, verflogen alle Bedenken und die aktive Vorbereitung begann. Mit Seminaren, die mein gesamtes Denken einmal umstülpten und neue Gedankengänge zuließen. Entwicklungsarbeit, Freiwilligendienste, all jenes…ist das denn immer gut? Und was wollte ich, helfen? Ich? Wem? Wohl vor allem mir. Nachdem ich meinen gesamten Ansporn für dieses Jahr in Kenia nochmal gründlich überdacht und neu ausgelegt hatte, hieß es endlich Abschied nehmen und ab ins Flugzeug. An den Ort, von dem alle seit Monaten redeten, mit guten Ratschlägen und Spekulationen von dem, was kommen mochte - von dem sie, wie ich - aber eigentlich nichts wussten.

Ankunft. Wir waren etwa 14 Freiwillige, die zusammen in Nairobi landeten. Zu dem Moment noch größtenteils Fremde, so sollten wir doch mit der Zeit zu einer kleinen Familie zusammenwachsen, auf die ich mich in jeder Lage zu 100% verlassen konnte und die auch jetzt noch, eine essentielle Rolle in meinem Leben spielt.
Und wie sah das sonst mit Familie aus? Ich habe während meiner Zeit in Kenia aus verschiedenen Gründen in mehreren Wohngelegenheiten gewohnt. Bei Familien, aber auch bei einem Junggesellen und ganz zuletzt im Projekt selbst. Die Unterbringungen waren von ihrer Ausstattung und dem ganzen mich umgebenden Leben sehr unterschiedlich. Von der alleinerziehenden, arbeitenden Mutter, über eine täglich zu wachsen scheinende Großfamilie, einen gesprächigen Junggesellen und schließlich umgeben von meinen immer aktiven students. Mal mit Gasherd und Kühlschrank aber die halbe Woche ohne fließendes Wasser, dann mit Kochhilfe, Gaskocher und weniger Platz, dafür immer warmen Wasser, dann das Leben mit Waschmaschine und Musikanlage aber auch hier mit dem altbekannten Wasserproblem und schließlich mit Außenklo, eiskalter Dusche mit Brunnenwasser und ohne Strom im Zimmer. Verschiedene Lebensweisen. Die einen haben das, dafür „fehlt“ ihnen was anderes. Was ich am Anfang für selbstverständlich hielt (wie den Gasherd), stellte sich später als etwas Besonderes heraus. Und was lernte ich daraus, außer, dass niemals Alles so ist, wie es einseitig gesehen erscheint? Ich lernte, dass mir nie irgendetwas gefehlt hat. Nicht der Gasherd, nicht der Kühlschrank, nicht die Waschmaschine, nicht das warme Wasser. Für alles gibt es Ersatz und seine Tricks. An keinem Ort habe ich „besser“ gelebt, als an einem anderen. Ich war Zuhause und habe meinen Alltag ganz normal gelebt. Nicht schlechter und nicht anstrengender als in Deutschland. Einfach nur anders.
Bei meiner Einsatzstelle sah es genauso divers aus, wie bei den Unterbringungen. Ich war in mehreren Projekten. Waisenhaus, Primary School und in einem Heim für mental Behinderte.
Und ich habe sie alle geliebt. Egal in welchem Projekt, ich wurde von den Schüler_innen herzlich und mit viel Neugierde aufgenommen. Sie lernten meinen Namen, die Namen meiner Eltern und Brüder, freuten sich über mein Haar, meine Bilder und Versuche, Kiswahili zu sprechen. Sie freuten sich, mich zu sehen. Genauso wie ich mich an ihnen freute und allein darin, hatte ich meine Rechtfertigung und meinen persönlichen Grund für meine Zeit in Kenia schon gefunden. Wo man mit Liebe willkommen geheißen wurde, geht man nur schweren Herzens wieder weg. Und so wog mein Herz gegen Ende mehr als 100kg.
Da mein letztes Projekt noch von Weltwärts angeboten wird, will ich darauf etwas näher eingehen. Das Marianne Center für mental Behinderte, liegt im Kiambu District, nahe der Stadt Limuru. Signifikant durch seine Kälte… . Nach meinen neun Monaten im angenehm warmen Nairobi ein ungläubiger Schock. Das Center ist von Wald umgeben und zum Teil noch eine Baustelle, da es erst vor nicht langer Zeit dorthin umgezogen ist. Wir hatten zum Beispiel bei uns im Girls Dorm noch keinen Strom und das zweite Klassenzimmer wurde noch fertiggestellt, als ich gegangen bin. Die Behinderungen unserer students variieren stark. Einige haben nur eine Lern- bzw. Rechtschreibschwäche, andere haben schwerere Behinderungen. Auch wenn es anfangs nicht leicht war, sich von dem lebhaften und ereignisreichen Leben in Nairobi auf die Stille und Abgelegenheit des Centers einzulassen, brauchte ich nur etwa zwei Tage um mich in mein neues Zuhause zu verlieben. Nicht, weil ich ein unglaublich anpassungsfähiger Mensch bin, sondern, weil ich von allen Seiten herzlich aufgenommen und belagert wurde. Da ich im Unterricht beim Schneidern, Beadwork und anderen Handarbeiten nicht viel helfen konnte, machte ich es mir bald zur Aufgabe den Nachmittag zu gestalten, wenn die Lehrer fort waren. Sobald ich mit dem Laptop zum Klassenzimmer ging, kamen von überall „Music!!“-Rufe und bald saßen wir alle gespannt zusammen und suchten Lieder aus, auf die es nun zu Tanzen hieß. Außer uns waren noch die Köchin, die Matron und der Aufpasser für die Jungs im Center. Genießen duften wir täglich Githeri und Ugali. Festschmaus, bis man es zum dritten Mal vorgesetzt bekommt.
Vor dem Schlafen gehen wurde geplaudert, weiter getanzt, Emails von meinen Schüler_innen an meine Familie geschrieben oder ich wurde zum Fotoshooting im Girls Dorm verdonnert. Um neun war dann jedoch Schlafenszeit für meine Mädels und für mich war es Zeit leise zum Brunnen zu schleichen und mit meiner Kopflampe zu Duschen - möglichst ohne den Schönheitsschlaf der anderen zu stören.
Am Wochenende ging es oft nach Nairobi, meine erste Heimat. Ort zum ausgelassenen Beisammensein mit anderen Freiwilligen und Freunden, zum Shoppen und Kochen und Tanzen. Der Ort, von dem aus alle unserer schönsten Reisen gestartet sind. Mit Backpacker und Verspätung und der Freude, dass unser Bus noch mehr Verspätung hatte als wir. Dann ging es - mit Blick über die weiten Flächen Kenias - nach Mombasa oder Nakuru oder Kisumu, bald schon nicht mehr die Zebras und Gazellen als etwas Besonderes wahrnehmend, sondern ausgelassen über Geschehnisse des Alltags plaudernd, die Strecken kennend und in Smalltalks mit Fremden verstrickt. Viele dieser Begegnungen begleiten mich noch heute. Als Anlass zum Schmunzeln, zum Grübeln oder als eine Geschichte, die es wert ist, weitergetragen zu werden.

Wenn ich so zurückdenke, frage ich mich, was ich eigentlich diese ganzen elf Monate getan habe. Es gab doch so viel mehr zu sehen, so Vieles zu erleben. Aber mich hat es immer wieder an die gleichen Orte zurückgezogen, in die gleichen Clubs, die gleichen Hostels, zu den gleichen Obstständen, zu den gleichen Leuten, in die gleichen Busse. Aber das macht nichts. Ich hätte mehr sehen können, aber so kann ich sagen, dass ich weder in Nakuru, noch in Kisumu oder Ahero, Mombasa, Kampala, Nairobi, Limuru oder auf Lamu jemals allein, verloren und heimatslos dastehen würde. Und das ist ein schönes Gefühl. So viele Menschen, die ich kennen lernen durfte. All die zufälligen, kurzen Begegnungen, die ich in Deutschland sehnlichst vermisse. Meine Projekte, die mich mehr gelehrt haben als ich sie. Die vielen schönen, kleinen Momente, die ich auf keiner Kamera festhalten konnte. So vieles, auch Erfahrungen über mich. Die Erkenntnis, dass ich mehr kann, als ich mir oft einrede. Dass ich egal wo klar komme, solange ich mich nicht verstecke und mich traue, auch mal zu vertrauen. Sei es auf mein Bauchgefühl, dass mir sagt, ich sollte an diesem Ort nicht sein, oder auf Menschen und ihre Hilfsbereitschaft.
Mehr noch: Ich habe erfahren, dass ich „weiß“ bin und nicht immer nur die anderen „schwarz“. Ja. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich ganz bewusst und offensichtlich weiß. Und dieses Weiß-Sein war keine Selbstverständlichkeit, sondern etwas, über das es sich zu reden lohnt, ein Gesprächs- und Diskussionsthema zu jeder Lebenslage. Wann redet man in Deutschland mal nicht über das schwarz- sondern das Weiß-Sein?
Zusammengefasst, mir wurde bewusst, dass Dinge manchmal so sind wie sie erscheinen, aber nie vollkommen, durch und durch wie sie erscheinen, sondern auch anders. Alles hat mehr als nur zwei Seiten, alles beinhaltet viele Geschichten und Gesichter, Meinungen und Perspektiven, Gesagtes sowie Ungesagtes, das nicht vernachlässigt werden darf.
Mich haben diese elf Monate und die dazugehörigen Seminare in meinem Denken über Begriffe wie „Afrika“, „Entwicklungsländer“, „Armut“, „Entwicklungsarbeit“ und „Helfen“ stark bewegt. Tatsachen, die für mich unerschütterlich wirkten, wurden umgedreht und ich bin dabei, mir eine neue, eigene Meinung aufzubauen. Was ist „Armut“? Wem muss, sollte oder kann man „helfen“ und warum eigentlich? Beziehungsweise, warum vielleicht auch grade nicht? Und wie sollte man das am besten anstellen? Und noch viel mehr Fragen, für die ich noch nach einer für mich passenden Antwort suche. Und trotzdem…dieses Jahr würde ich, vielleicht anders, aber trotzdem zu jeder Zeit wiederholen und niemals bereuen, dafür war es für mich viel zu wertvoll.



                                                    

Montag, 6. Oktober 2014

Back Home...

Es ist so weit, ich bin nun schon seit mehr als zwei Monaten zurück im Heimatland, Deutschland.
Ich bin voll und ganz hier und doch gedanklilch die Hälfte des Tages an einem ganz anderen Ort.
Ich kam zurück und alles war wie immer, die Menschen, die Straßen, ja selbst ich. Als wäre alles, was passiert ist, nur ein kurzer Traum gewesen. Schon im Flughafen in Nairobi kam mir alles so fern und unecht vor. 11Monate... einfach vorbei und ungreifbar. Weder zu erklären, noch selbst vollständig zu erfassen.
Und obwohl es so ist, schweben meine Gedanken vom Erwachen bis zum nächsten Schlafengehen um diesen vergangenen Traum.
Es ist seltsam, ich bin hier und auch soweit zufrieden und zugleich klammere ich an etwas Vergangenem, was sich so weit entfernt anfühlt und suche nach dem Menschen, der ich dort sein konnte.
Ich überdenke alles hundert Mal. Verschönere ich alles nur? War es wirklich so gut? Und was genau war eigentlich gut? Und was hab ich schon großartig erlebt? Was vermisse ich denn? Ist es hier nicht einfacher?
Ich drehe die Münze immer wieder um sich selbst, nur um immerzu die selbe Antwort zu bekommen. Kopf und Zahl, es war nicht immer alles absolut easy, aber Leute, es war die geilste Zeit. Absolute Freiheit, die mir den Kopf verdreht hat, ohne Schubladen, in denen ich festsitze; ohne Menschen, die mir sagen, was zu tun und zu lassen ist; ohne selber die Regeln im Haus und auf der Straße zu kennen und sich an sie zu halten.
Was Deutschland angeht, auch wenn alles beim Alten geblieben ist (selbst die Baustellen), so sah ich zumindest anfangs Dinge, die mir vor einem Jahr nicht aufgefallen wären.
Die viel zu kurzen Hosen, den an jeder 2. Person deutlich zu erkennenden Trend, durchschnitten von ein paar Ausreisern, mit bunten Haaren und sonstigen kreativen Ideen. Das einschläfernde, unaufregende Bahnfahren, das nur so zum Starren einlädt.
Die Stille, das riesige Essenaufgebot, der extreme Konsum, die Leere der Städte, das Geordnete, das "sprich nicht mit Fremden".
Die unfreundlichen Menschen, aber vor allem die Netten, die mir am Anfang öfters den Tag gerettet haben. Was für eine Erkenntnis, auch in Deutschland gibt es Humor und Kommunikation und Aufgeschlossenheit und Interesse. Das vergisst man gern mal, wenn es so weit weg geht.
Aber ja die Stille und die leeren Städte und das langsame in jedem Schritt, das Unaufgeregte.
Ich vermisse das Gewusele, das Lebhafte, die Erlebnisse, das Spontane, das Unvorhergesehene, das Straßenkino für jedes aufmerksame Auge, das Aufgeweckte.
Es tut gut, vermissen zu können. Sich so sicher sein zu können, dass etwas Gut und jede Anstrengung wert war. :)
Nun geht es Richtung Studium, aber zu erst gibt es wichtigeres zu erledigen. Ein Zimmer umzukrempeln, alte Bilder abzuhängen, Ordner zu füllen, Menschen zu treffen, Fotoalben zu erstellen, alte Briefe zu lesen um sie dann wegzulegen. Es gilt alles hier, was ein Jahr auf mich gewartet hat, zu entstauben, zeitgemäß und an mich angepasst, auf Fordermann zu bringen. Alles Große verdient seine Zeit, um abgeschlossen zu werden, nicht wahr?






Freitag, 18. Juli 2014

Das Ende naht

Man mag es kaum glauben, dass mein letzter Eintrag am Valentinstag war...Halbzeit und von da an ist die Zeit geflogen. Nun sind es nur noch ein paar Tage bis auch die zweite Halbzeit zu Ende geht. Eigentlich hatte ich noch einen weiteren Zwischenblogeintrag verfasst, der ist leider auf meinem Laptop. Der Laptop ist leider nicht nur kaputt gegangen, sondern auch noch zusaetzlich gestohlen worden. Nun gut, in diesem letzten Monat geht sowieso noch alles schief, was 10 Monate auf sich hat warten lassen. Wenigstens spare ich so Gepaeck.
Ansonsten wurde mir in meiner Zeit hier nichts gestohlen, auch ansonsten hatte ich persoenlich keine wirklich schlechten Erfahrungen hier in Nairobi. Was Krankheiten angeht, so hatte ich einmal mit einer Fliege im Ohr zu kaempfen, spaeter mit einem bis heute chronischen Tinnitus und ansonsten die nicht auszubleibenden Bauchprobleme, die ab und an mal auftreten koennen. Alles in allem, eines meiner gesundheitlich unversehrtesten Jahre.
Die letzten Monate habe ich abgesehen von meiner Zeit im Projekt natuerlich auch noch die ein oder anderen Orte besucht. Wieder Lamu, wieder Kisumu am Lake Victoria, Kampala in Uganda, Nakuru, Nyahururu an den Thompson Falls. Ich habe viel vom Land gesehen und irgendwie auch wieder nicht. Es zieht mich staendig an bereits bekannte Orte. Also gehe ich ueberall zwei- oder dreimal hin. Vielleicht sehe ich dadurch insgesamt weniger, dafuer habe ich mir nicht nur in Nairobi, sondern an verschiedensten Orten Kenias ein kleines soziales Netz aufgebaut. Es fuehlt sich gut an, sich auszukenne, gekannt und willkommen geheisen zu werden.
Bestimmt haben einige von euch mitbekommen, dass es in letzter Zeit in Kenia auch einige Unruhen gab. Erst Mombasa, dann auch Nairobi und neuerdings vor allem bei Lamu. Das BMZ hat aufgrund der unsicheren Situation beschlossen, alle weltwaertsler aus Nairobi abzuzuiehen. Dazu zaehle auch ich. Wir hatten die Moeglichkeit entweder so schnell wie moeglich auszureisen, oder aber woanders hinzuziehen. Eine Nacht, um uns zu entscheiden. Vier von uns beschlossen auszureisen. Eine Weile spaeter folgten 2 weitere. Also hies es innerhalb von zwei Tagen Abschied nehmen. Von meiner Projekt-und Wohnpartnerin Jana, von unserem Projekt, von unserem in Nairobi aufgebauten Leben...eine sehr intensive und traurige Zeit.
Ich wurde daraufhin nach Limuru verlagert. Dort lebe ich nun mit meiner Mitfreiwilligen Sara in einem Zimmer im Marianne Center, ein Home fuer mentally challenged people.
Von einer Millionenstadt in den forest nahe Limuru, einem Ort der 2250m hoch liegt und dementsprechend unglaublich kuehl ist. Das war eine gewaltige Umstellung.
Zum naechsten Kiosk, muss ich erst eine Weile laufen. Zum naechsten Mini-Ort sind es etwa 20Minuten Fusmarsch. Wasser aus dem Brunnen, Plumpsklos, am Anfang keine Elektrizitaet, ein geteiltes Bett mit Sara. Am ersten Tag erstmal Ernuechterung, gebe ich zu. Mir fehlte das Leben um mich herum, die Moeglichkeiten, die Erlebnisse und das treiben in Nairobi, zudem war ich mir unsicher, ob ich mir nicht zu viel zugetraut habe, mit mental behinderten zu arbeiten. Aber...man glaubt es kaum, 2 Naechte und ich habe es geliebt. Unsere students sind der Hammer. Im Unterricht (hairdressing, beadwork, tailoring, ...) bin ich wenig aktiv, dafuer habe ich es mir zur Aufgabe gemacht nachmittags fuer etwas entertainment zu sorgen. Also wird abends der Laptop rausgeholt (bzw. wurde, als es ihn noch gab), die neuen Lautsprecher angebracht und die Musik aufgedreht. Wenn es eins gibt, was unsere students lieben, dann Musik und tanzentanzentanzen.
Die mentalen Behinderungen schwanken zwischen schwereren Behinderungen und reiner Lernschwaeche.
Von meinen vier Projekten, habe ich drei wirklich geliebt, genauso wie ich die gesamte Zeit hier genossen habe. Die Leute, den lifestyle, die Herausforderungen, alles. Der letzte Monat ist ein einziger Bauchschmerz, der mich jeden Tag an den baldigen, nicht realisierbaren Abschied erinnert.Wie koennen wir all das hier, einfach so zurueck lassen? Mit dem Wissen, dass wir keine wirkliche Moeglichkeit haben, mit unseren students Kontakt zu halten...wenn mir jemand ans Herz gewachsen ist, dann die students der letzten Projekte.
Aber die Zeit rennt davon und wir muessen versuchen, das Beste daraus zu machen.
Es war auf jeden Fall eine geile Zeit, die geilste und unvergesslichste und lehrreichste bisher. Wie ein ganzes Leben und ich bereue keine Sekunde der letzten Monate.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Halbzeit!!

14.02.14, es ist Valentinstag. Unsere liebe Sonja, die uns Dienstag für das gute, alte Deutschland verlassen hat, wird 20. Und wir haben unsere Halbzeit hier in Kenia erreicht.
George, unser host, hat uns für diesen schönen Tag reichlich mit Schokolade versorgt. Besser als alle Rosen dieser Welt.
Ansonsten werden wir heute ganz normal zur Arbeit gehen, danach noch zwei Stunden Kiswahiliunterricht genießen, woraufhin bestimmt ein kleines Frustessen folgt und abends werden wir laut Plan in die Town gehn, um auch noch etwas Spaß in den Tag zu bringen.
Und ansonsten mal sehen, was heute noch so alles an seltsamen Dingen geschieht. Hier weiß man nie.
Hab ich sonst noch etwas zu berichten? Fast schon traurig, aber ansonsten rast der Alltag nur so dahin und wir lassen es uns weiter Tag für Tag gut bis besser gehen.
Ich freu mich auf die zweite Halbzeit, auf all die Reisen und Begegnungen, die auf uns warten und all die Tage, an denen ich am Ende nur noch lachend dasitze und mich frage wie es schon wieder zu all den seltsamen Geschehnissen kommen konnte.

Montag, 3. Februar 2014

Fünf Monate und die Zeit rast

Es sind bereits fünf Monate vergangen, seitdem wir das erste Mal kenianische Luft geatmet haben.
Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen. Der Flug nach Nairobi, das Ankommen, die Fahrt zum Hostel, der erste Kampf mit einem Mückennetz, das erste kenianische Toast-Blue Band-Frühstück, das erste Mal raus aus dem Gate, die ersten Schritte durch Buruburu.
Gleichzeitig fühlt es sich an, als wären wir schon eine Ewigkeit hier. Seit dem Workcamp fliegt die Zeit nur so dahin, dass es einem fast Angst machen kann. So wenig Zeit übrig und noch so viele Pläne.
Es gibt immer noch vieles, was ich nicht verstehe. Dafür passt man sich immer besser an. Durch gutes Beobachten, lassen sich schnell die wichtigsten unausgesprochenen Regeln und Verhaltensweisen übernehmen.
Wie ich schon im letzten Blogeintrag erwähnt habe, bin ich seit Anfang Januar zusammen mit Jana W. Im "Little Bees" in Huruma. Ich unterrichte Klasse 4, 5, 6 und 8 in Life Skills und Arts. Wir haben sogar bereits einen Stundenplan, der sich jedoch von Tag zu Tag ändern kann.
Anfangs gab es keinerlei Kommunikation zwischen den andern Lehrern und uns. Das hat sich aber seit letzter Woche stark verbessert. In den Freistunden werden wir nun über Deutschland, unsere Kiswahilikünste und sonstiges ausgefragt.
Weniger angenehm sind die Gespräche über das Thema Bestrafung an Schulen. Im "Little Bees" werden die Kinder ab und an mit einem Stück Rohr auf die Finger geschlagen. Erst letzte Woche, ist ein Lehrer systematisch durch Klasse 7 und 8 gegangen und hat jedem einen Schlag versetzt. Warum, wissen wir nicht. Die anderen Lehrer, haben sich über den Anblick unserer geschockten Gesichter amüsiert. Die darauf folgende Diskussion über andere Möglichkeiten der Bestrafung, stellte sich als weniger erfolgreich heraus. Das Thema ist wirklich schwierig. Die Lehrer sind der Meinung, die Schüler würden uns nicht respektieren und langsam arbeiten, weil wir sie nicht schlagen. Ob das stimmt, kann ich schlecht sagen. Oft haben die Schüler auch noch Aufgaben von den vorherigen Stunden, sodass wir nur dabei sitzen und ihre Arbeit überwachen.
Bisher macht mir die Arbeit auf jeden Fall noch Spaß. Besonders Klasse 4, hab ich ins Herz geschlossen. Selbst das allmittagliche Githeri schmeckt mir nach wie vor ausgezeichnet.
Ich hoffe, das bleibt erstmal alles so.

Samstag, 11. Januar 2014

Workcamp, Umzug, Urlaub, neues Zuhause & Co

Hallo mal wieder,
es ist eine Weile her seit meinem letzten Blogeintrag. Es ist viel zu viel passiert, um hier alles aufschreiben zu können. Aber ich werde versuchen, euch wenigstens einen kleinen Eindruck zu vermitteln.
Merlyn und ich sind tatsächlich in eine neue Familie gezogen. Eine riesige Familie, mit immer wieder neu auftauchenden Mitgliedern. Wir hatten immer fließendes Wasser, sogar einen heater für die Dusche und eine Haushaltshilfe, Stella. Stella ist der Wahnsinn. Ich hab noch nie so gut gegessen und so guten Tee getrunken. Dagegen war jedes Restaurant fad.
Allerdings mussten wir uns ein sehr kleines Zimmer teilen, was nicht immer gut für die Nerven war. Die Familie war zwar sehr herzlich, aber ich habe mich als ewiger Gast gefühlt. Dadurch, dass immer nur Kiswahili geredet wurde, konnten wir uns auch an den Gesprächen nicht beteiligen.
Mittlerweile lebe ich schon wieder woanders. Caro, die Projekt- und Gastfamilienpartnerin von Jana W. musste leider zurück nach Deutschland fliegen, weil sie extreme Migräneprobleme bekommen hat :( Mensch war das seltsam, sie zum Flughafen zu bringen!
Jetzt habe ich ihr Zimmer übernommen und wohne bei Jana und George, unser host. Hier gefällt es mir unglaublich gut. Wir kochen selber und haben alle Freiheiten der Welt. Es ist eher wie eine WG, als eine Gastfamilie.
In unserem Projekt haben Jana F. und ich eine Bücherecke eingerichtet. Vielen Dank an unsere eifrigen Spenderlein!! Die Kinder haben sich sehr darüber gefreut. Ich hoffe, sie nutzen sie auch weiter. Wir haben einige Bilderbücher, Kinderbücher, Romane, Wörterbücher und eines zum Thema Erste Hilfe besorgt.
Außerdem haben wir eine große Weltkarte, Radiergummis, Stifte, Spitzer, Hefte&Co besorgt und einen großen Adventskalender mit Bildern und Liedtexten gebastelt. Der war leider bereits vor dem 01. Dezember komplett geöffnet... :D
Der Dezember ist unglaublich schnell vergangen. In den ersten zwei Wochen waren wir in der Nähe von Kisumu, in Kima, auf einem Workcamp. Sandsäcke und Bäume schleppen ahoi. Den Rest der Zeit habe ich im Krankenhaus verbracht. Ein Tag mit Sonja, die mit Malaria kollabiert ist, zwei Nächte und einen Tag mit Nawal, die sich Typhus eingefangen hat und noch einmal mit Merlyn, wegen einer Entzündung im Hals. Ansonsten hatten wir einige starke Erkältungen, dicke Beulen unterm Arm und Fieber unter uns. Ich hab das ganze mit Herpes und verstauchtem Fuß überlebt. Es war, auch wenn es vielleicht grade nicht so klingt, eine unglaublich schöne Zeit. Ich liebe Western Kenya! Und endlich hat man auch mal Kenianer in unserem Alter kennen gelernt.
Zurück in Buru (wo wir alle in dem Moment irgendwie nicht mehr wirklich hin wollten), hatten wir zwei Tage Seminar, unser Kiswahiliexamen und dann ging es am 21., nach der Weihnachtsfeier im Projekt, auch schon los mit Jana W. und Büsra an die Küste.
Über Nacht sind wir etwa 10 Stunden bis nach Malindi gefahren, von da aus nochmal 6 Stunden Bus bei extremer Hitze über eine reine Huckelpiste und nochmal mit der Fähre einige Minuten bis auf unser Inselchen. Lamu.
Wir waren nicht nur fertig, sondern einfach so richtig, richtig fertig. Nach Malindi hatten wir einen total bequemen Bus, aber die letzte Etappe war der reinste Horror. Es war viel zu heiß, der Bus hatte alle paar Meter eine Panne und Beinfreiheit war dort nicht grade angesagt. Meine Knie sind auf Dauer geschädigt.
Dafür war Lamu ein Traum. Eine ganz andere Welt. Arabischer Baustil, Unesco Weltkulturerbe, verschleierte Frauen, etliche Moscheen, schöner Strand, Meer, Hitze, richtig viel leckeres Essen!
Wir haben einige Leute kennen gelernt und mehr als nur ein bisschen erlebt. Es war anstrengend, aber auch ein Abenteuer und auf jeden Fall eine unvergessliche Zeit.
Unsere nächsten Stopps in Mida Creek und Kilifi waren dagegen gradezu langweilig. Wir sind beide Male früher als geplant abgereist.
Bei Mida Creek waren wir 2 Nächte in einer Eco Lounge, wo es wirklich nichts gab. Außer Sand. Und unser Hüttchen ohne Strom. Wirklich schön, aber für uns in dem Moment zu ruhig.
In Kilifi waren wir in einem Backpackers Hostel. Meer, Pool, Bar, Sitzgelegenheiten ohne Ende, Küche, Ruhe, eine Oase der Weißen. Ich hatte leider mit dem schwersten Sonnenbrand meines Lebens + Magen-Darm-Problemen zu kämpfen. Und das ganze genau dann, wenn wir zelten. Und an Janas Geburtstag, eine Schande.
Am 31. ging es nach Mombasa. Silvester wurde durch den Magen auch etwas verdorben. Bin mit Jana nachts durch die Gegend gehastet, um Klopapier aufzutreiben.
Mit solchen Problemen haben wir hier zu kämpfen. :D
Dafür war Diani Beach traumhaft schön. Palmen, weißer Sand, wunderbares Wasser.
Wir haben so ziemlich alle unsere Weltwärtsler auf unserer Küstenreise einmal getroffen.
Es war ein wirklich schöner Urlaub :) Wir haben viel erlebt, aber auch viel entspannt und neue Menschen kennen gelernt. Selbst der Magen konnte den Urlaub nicht wirklich verderben.
Seit dem 04.01. sind wir wieder zurück. Nach ein paar Tagen Ausruhen und Genießen ging es Donnerstag den 09.01. in mein neues Projekt. Little Bee's. Die Schule, in der auch Jana W. Arbeitet.
Little Bee's liegt im Slum Huruma. Es sind Baby Class bis 8. Klasse vertreten. Ich werde wahrscheinlich die 4. und 6. Klasse in Life Skills und Arts unterrichten. Ich finde Life Skills (Aufklärung, Selbstwahrnehmung, ...) wirklich spannend und wichtig. In den beiden Fächern werden keine Exams geschrieben und außer von uns auch nicht unterrichtet. Dementsprechend habe ich in meinem Unterricht eine sehr große Freiheit. Die beiden ersten Tage haben mir wirklich sehr gut gefallen. Ich hoffe, dass die Anfangseuphorie sich nicht so schnell in Luft auflöst :).
Ich halte euch auf dem Laufenden.
Lasst es euch gut gehen und Frohes Neues!

Sonntag, 3. November 2013

Neuigkeiten

Neueste Neuigkeiten

Es gibt Neuigkeiten! Nach etlichen Gesprächen mit unserer Organisation und den Direktoren des Watoto Wema Centres ist es uns gelungen, das Projekt zu wechseln.
Jana und ich arbeiten jetzt im "Quest for Happiness". Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein childrens home mit integrierter Schule von Babyclass bis zur 3. Klasse.
Ich verbringe den Tag zusammen mit Teacher Alice in der 1. und 2. Klasse. Das sind insgesamt fünf Kinder. Wir werden dort voraussichtlich bis Ende Dezember bleiben und dann mal weitersehen, was mit uns passiert...
Quest for Happiness existiert seit nicht mal einem Jahr und unterscheidet sich um Welten von unserem alten Projekt. Wir sind die ersten Freiwilligen, die dort eingesetzt werden. Dementsprechend haben die Kinder noch viele Fragen und bewundern Tag für Tag neugierig unsere Adern, Leberflecken und fragen sich, welche Farbe unsere Haare haben. Gelb? Braun? Eindeutig gelb!
Es gibt vier Lehrerinnen, die alle super ausgebildet sind. Also wirklich guter und motivierter Unterricht. Die Leiterin, Tibetha, hat uns gleich als Töchter adoptiert und begrüßt uns jeden morgen mit Tee und Banane in ihrem Haus. Der Garten ist grün und voll mit Sukuma Wiki. Es gibt auch eine Kaninchen- und Hühnerzucht. Alles nicht zum Verkauf, sondern nur für die Kinder zum Essen.
Und das Essen ist echt gut und ausgewogen. Ugali oder Reis mit Sukuma oder Cabbage, Kartoffeln und Gemüse oder Githeri. Danach immer noch ein Stück Obst. Anders als die ewigen (aber doch immer wieder leckeren) Bohnen mit Reis im Watoto Wema.
Im Mittelpunkt steht eindeutig die Mühe, den Kindern ein bestmögliches Leben zu ermöglichen. Es wird viel von Liebe, Geborgenheit und Verständnis gesprochen, die wir den Kindern vermitteln sollen.
Der Mann von Tibetha ist Pfarrer, dementsprechend ist die ganze Einrichtung sehr christlich geprägt.
Wir fühlen uns willkommen und herzlichst aufgenommen. Die Atmosphäre ist einfach schön. Auch wenn wir nicht direkt mehr zu tun haben, als im Watoto Wema, fühlt man sich am Ende des Tages um Welten ausgefüllter. Einfach dadurch, dass die Kinder sich freuen, uns zu sehen und sie so neugierig auf uns sind, haben wir das Gefühl, nur durch unser Dasein und unsere Zuwendung etwas geben zu können. Auch mit Teacher Alice hatte ich schon viele schöne Gespräche über Deutschland und Kenia. Wie bei Teacher Lydia im Watoto Wema Centre kamen auch hier die Aussagen, in Deutschland gebe es keine armen Menschen und keine Kriminalität. Und wieder ungläubiges Staunen, als ich erzählt habe, dass wir die Armut und Kriminalität zwar nicht mit Kenia vergleichen können, sie aber trotzdem existiert.

Die Reichen und wir

Es ist schon eine Weile her, seit ein paar Freiwillige und ich versucht haben, zum elephants orphanage zu gelangen. Das hat natürlich nicht geklappt, wir wurden beim animals orphanage beim Nationalpark von Nairobi rausgelassen. Wir haben versucht, den residents price rauszuschlagen, was leider nicht geklappt hat, da wir noch keine residents card haben. Und die Unterschiede der Preise sind enorm. 3 Euro Eintritt zum Safariwalk für Kenianer, 20 US Dollar für Ausländer.
Also wollten wir wenigstens noch die frische Luft genießen und picknicken. War auch ganz gemütlich, bis die Affen kamen. Wir sind nur noch geflüchtet. Zu Fuß ging es in der Mittagshitze eine große Straße entlang. Keine Ahnung, wie lange wir gelaufen sind. Wir haben es den "Saharawalk" getauft, auch nicht schlecht...
Irgendwann sind wir an einer kleinen Oase rausgekommen, ein riesiges Shoppingcentre, eine Mall. Wir also rein, ab ins Kühle, wir waren fertig mit der Welt.
In Anbetracht der Westgateereignisse, haben wir uns schon vor dem Betreten nicht wirklich wohl gefühlt. In der Mall war alles penibel sauber, der Supermarkt hätte auch ein deutscher sein können, davor gab es einen richtigen Bäcker mit echtem Brot, die Toiletten waren sauber, mit Klopapier, Seife, einem richtigen Spiegel. Alles wie Daheim. So ein Spiegel hat nicht unbedingt nur Vorteile, beim Händewaschen kam direkt der erste Aufschrei "Scheiße, hab ich Pickel bekommen." Das hätte n wir uns auch sparen können, echt.
Die Mall war nicht unbedingt voll und die Leute, die dort rumegelaufen sind, waren entweder einfach nur reich oder reich und weiß. Wirklich, viele viele weiße Gesichter. Wir hätten auch in Deutschland sein können. Trotzdem hat sich keiner von uns wohl gefühlt. Es war, als wären wir in eine Schicht über uns eingedrungen. Wir haben einfach nicht dazu gehört und uns unglaublich fremd gefühlt.
Wir haben die Leute alle als arrogant und abgeschottet abgestempelt und waren froh, als wir wieder draußen auf der Straße waren. Ich hab mich nur nach Buru, unserem kleinen Haus und den Straßenständen zurückgesehnt.
Seltsam, dass man sich so leicht an seine Umgebung anpasst und sich dem eigentlich bekannten nicht mehr dazugehörig fühlt.
 Im Endeffekt haben wir es nach einer weiteren Matatufahrt und noch einem Fußmarsch zum Giraffes Centre geschafft und sogar den residents price bekommen. Mehr als drei Euro war der Eintritt auch wirklich nicht wert. Aber wenigstens hatten wir so noch ein kleines Erfolgserlebnis und konnten abends fertig und zufrieden in unsere Betten fallen.

Lake Naivasha und Hells's Gate

Letztes Wochenende, am 26. und 17.10. waren wir (acht Mädels), in Naivasha. Wir haben uns Zelte direkt am See gemietet und haben uns samstags eine Bootstour auf einem anderen See gegönnt, der mehr Tiere zu bieten hatte. Um dahin zu kommen, haben wir uns ein richtiges Safariauto gemietet. Die Fahrt war wirklich schön. Zebras, Büffel & Co neben der Straße. Die Bootstour war auch ganz schön.
Abends sind wir ernsthaft schon um 8 ins Bett gefallen. Was soll man auch machen, wenn es um 6 dunkel wird? Und es war wirklich, wirklich kalt! Wie im Herbst.
Das Beste kam Sonntag. Morgens ging es auf gemieteten Fahrrädern zum Nationalpark Hell's Gate. Es war so unglaublich schön!! Wir sind erstmal eine Weile durch den Park gefahren. Außer uns war noch fast niemand da, nur ab und an kam ein Auto vorbei. Ansonsten waren da nur wir, eine unglaubliche Landschaft und Tiere ohne Ende.
Wir haben uns auch noch einen Guide genommen und sind zu Fuß durch eine Sandsteinschlucht.
Abgesehen davon, dass ich es natürlich als einzige geschafft hab mit meinen Wanderschuhe ins Wasser zu Platschen, war es wirklich schön.
Der Rückweg auf den Rädern hat dann doch den einen oder anderen an seine Grenzen gebracht. Es war aber auch wirklich heiß.
Es hat unglaublich gut getan, mal aus der Stadt rauszukommen und ein bisschen was zu sehen!

Sonstiges

Was ist sonst noch so passiert? Achja, meine Mitbewohnerin Merlyn, ist seit neuestem ein kenianischer Filmstar. Sie hat in einer Serie, die "verstehen Sie Spaß" ähnelt, mitgespielt. Hat sie gut gemacht.
Eigentlich haben wir schon Regenzeit, aber auch hier macht sich wohl der Klimawandel bemerkbar. Sie lässt auf sich warten.
Vorgestern hat uns unsere Gastmutter mitgeteilt, dass wir etwa vom 11.11. bis Januar ausziehen müssen, weil ihr Sohn+family zu Besuch kommen und unsere Zimmer brauchen... . Wohin wir kommen, wissen wir noch nicht. Zum Glück sind wir im Dezember eh nicht viel hier. Erst zwei Wochen Workcamp in Westkenia und Urlaub um Weihnachten rum.
Aber schade, ich hab mich grade schön in meinem Zimmer eingerichtet, Bilder aufgehängt, alles eingerichtet und jetzt müssen wir alles wieder zusammenpacken. Wie ungemütlich.